Historie

Aus der Chronik des Vereins

Der Verein ist in der glücklichen Lage, seine Gründung auf den Tag genau angeben zu können, denn im ersten Protokollbuch ist das Gründungsprotokoll erhalten:

P.Nr. 1
Geschehen, Obermünstertal, den 25. März 1895
Vor dem Vorstand und Mitbegründern des Gesangvereins „Eintracht“

Generalversammlung betr.

Nachdem von Seiten einiger Männer, insbesondere von Fabrikant Brender, Lehrer Metz und Kaufmann Franz die Gründung eines Gesangvereins beschlossen, so hat man auf heute eine Generalversammlung einberufen und hat sich nun ein Gesangverein konstituiert unter dem Namen „Gesangverein Obermünstertal“. Die vorher entworfenen Statuten deßelben wurden einstimmig genehmigt. Das Vereinslokal ist im Gasthaus „Hirschen“, während das Uebungs- und Probe-Lokal im Schulzimmer des Unterlehrers sich befindet. In den Vorstand wurden gewählt:

Als Präsident: Edmund Brender, Fabrikant
Als Schriftführer und Kassier: Trudpert Franz, Kaufmann
Dirigent ist: Lehrer Michael Metz

Vorgelesen und genehmigt
Der Vorstand: Edm. Brender
T. Franz, Schriftführer und Kassier
Metz, Dirigent

Mit Begeisterung und Schwung gingen Vorstandschaft und Chorleiter an die Arbeit. Bereits in der ersten Generalversammlung nach der Vereinsgründung war die Mitgliederzahl auf 19 gestiegen; beachtliche 45 Mark waren in der Kasse. Mit einer „Abendunterhaltung“ bei Mitglied Josef Gutmann (Sonnenwirt) stellte sich der kleine Chor seinen passiven Mitgliedern vor.

Aus den Berichten der Anfangsjahre kann nur in etwa der Umfang der Vereinstätigkeit herausgelesen werden. „Pflichtübungen“ waren die „vaterländischen“ Feiern zu Kaisers und Großherzogs Geburtstag. Und es fällt nicht schwer sich vorzustellen, wie eine zylinderschwenkende Männerversammlung mit Vivat-Hoch-Rufen diese Feiern abschloss.

In der Weihnachtszeit fanden die damals sehr beliebten „Christbaumfeiern mit Gabenverlosung“ statt. Für die Beschaffung des Christbaums erhielt im Januar 1914 das Mitglied Karl Riesterer, Bühl ein Freilos. (Protokoll Generalversammlung am 7. Dezember 1913)

Auch der jährliche Ausflug wurde in den Jahresberichten erwähnt. Die Fußmärsche gingen z. B. in die Münsterhalde, zum Wiedener Eck, nach Staufen und in den Nachbarort Wieden.

Sparsamkeit bestimmte seit eh und je das Vereinsleben. Nur so war es möglich, im Jahr 1913 Geld auf ein Sparkonto zu bringen: „Von dem vorhandenen Kassenvorrat sollen 100 Mark bei der Bezirkssparkasse zinstragend angelegt werden“ (Protokolleintrag 19. Januar 1913)

Im ersten Weltkrieg konnte das Vereinsleben bis ins dritte Kriegsjahr mit Einschränkungen aufrechterhalten werden, obwohl schon bei der Mobilmachung bei Kriegsausbruch 1914 zwanzig (!) Mitglieder „zu den Fahnen“ gerufen worden waren. Als jedoch 1916 schließlich 34 Mitglieder eingezogen waren, kam das Vereinsleben zum Erliegen. Immerhin war die Vereinskasse so gut gefüllt, dass an die Angehörigen der eingezogenen Vereinsmitglieder eine jährliche „Kriegsbeihilfe“ von je 3 Reichsmark ausgezahlt werden konnte.

Schwierige Zeiten

Im dritten Kriegsjahr kam das Vereinsleben endgültig zum Erliegen. Am 17. April 1921 hält der damalige Schriftführer, Franz Steck, im Protokoll fest: „Seit dem Kriegsjahr 1916 ist der Verein nicht mehr aufgetreten. Viele Mitglieder waren während des Krieges unter Waffen, viele von ihnen sind leider nicht mehr zurückgekehrt.“

Mit der ersten Generalversammlung 1921 begann wieder ein geordnetes Vereinsleben. Bemerkenswert an diesem Wiederbeginn bleibt die Tatsache, dass der Verein eigentlich von unten her initiiert wurde, denn „sangeslustige Brüder hatten sich schon im Dezember 1920 zusammengefunden mit dem Gedanken, den Gesangverein wieder aufleben zu lassen“.

So konnte Hauptlehrer Haiß, der bis 1927 den Chor leitete, mit einem Stamm treuer Sänger den Chorgesang pflegen. Obwohl die Inflation und die Arbeitslosigkeit auch den Verein in finanzielle Schwierigkeiten brachte, konnte der Obertäler Männerchor auf einen beachtlichen Leistungsstand gebracht werden. Anlässlich des Staufener Sängerfestes errangen die 16 Aktiven mit ihrem Chorleiter Böller beim „Wettgesang“ einen 1a-Preis mit Diplom.

Dieser Erfolg, auf den die Sänger aus dem Obertal mit Recht stolz waren, kam nicht von ungefähr.

Dem § 5 der Statuten zufolge herrschten damals strenge Sitten:
„Die ausübenden Mitglieder verpflichten sich, den Gesangproben und Veranstaltungen regelmäßig und rechtzeitig anzuwohnen, und den Anordnungen des Dirigenten Folge zu leisten. Mitglieder, welche ohne hinreichenden Grund die Gesangproben versäumten, haben zugunsten der Vereinskasse 1 Mark Strafe zu bezahlen“.

Bezeichnend für die allgemeine Notlage ist folgender Eintrag im Protokoll vom 31. Januar 1932:“… Von den 70 passiven Mitgliedern sind 18 ausgetreten, bzw. haben ihren Beitrag nicht bezahlt. Und zwar nicht aus Interesselosigkeit, sondern aus wirtschaftlicher Not…“

Im Jahr darauf hält Schriftführer Karl Gastiger im Jahresprotokoll fest: „Trotz der Krise und der schweren Notzeit gelang es, den Verein ohne Defizit durchzubringen.

Nachhaltige Auswirkungen verursachte die politische Lage nach dem Untergang der Weimarer Demokratie. Mit „nationaler Erhebung“ umschreibt der Protokollant die Machtergreifung Hitlers. „… Ein großer Teil der aktiven Mitglieder ging zu den politischen Verbänden, und da der Dienst in denselben reichlich und aufopfernd war, mussten notgedrungen die Proben im Gesangverein leiden. Aber tot waren Chor und Verein nicht, denn „… immer wieder in Tagen der Freude und des Leids sammelten sich die aktiven Mitglieder, um eben die alten, liebgewordenen Lieder zu singen …“

Wie ein letztes Aufbäumen mutet es an, wenn im Jahr 1938 der Vorsitzende Josef Stiefvater den Verein „zur Arbeit“ aufrief. Diesem folgten die meisten der aktiven Mitglieder, „… den alten hatten sich auch junge Kräfte angeschlossen. Und es ist zu hoffen, dass der Verein wieder zur neuen Blüte gelangt.“

Die „Blütenträume“ Stiefvaters waren bald ausgeträumt. Die allgemeine Mobilmachung und der Kriegsausbruch am 1. September 1939 brachten das „aus für jegliches Vereinsleben.“

Wiedergründung und Aufschwung

„Nach zehnjähriger Unterbrechung, hervorgerufen durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegsjahre wurde der Gesangverein „Eintracht“ Obermünstertal auf Anregung vieler Sangesfreunde am 20.10.1949 im Gasthaus Spielweg neu gegründet.“ (Protokoll v. 20.10.1949) Franz Brender wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt, und er führte mit viel Idealismus und Geschick den Verein bis 1968. In Würdigung seiner Verdienste wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. Franz Brender starb am 28. März 1969.

Mit zwölf „sangesfreudigen“ Männern begann Max Stemmle, Hauptlehrer, später Konrektor an der ehemaligen Ziegelplatzschule in Untermünstertal als Dirigent die Probenarbeit. Er verstand es, durch sein großes musikalisches Können weitere Männer für den Chorgesang zu begeistern. Bereits vier Wochen nach der Wiedergründung sang der Chor anlässlich einer goldenen Hochzeit. Am Stephanstag 1949 fand die erste Weihnachtsfeier im Spielweg „… unter großer Beteiligung der gesamten Bevölkerung statt“. Tags darauf wurde der letzte Kriegsheimkehrer gegrüßt, Eugen Brender, ein Bruder des Vorsitzenden.

Jährlich wiederkehrende Verpflichtungen waren die Mitgestaltung des „Kapellenfestes“ – Fest der hl. Familie – im Spielweg, die Teilnahme am Trudperts- und Fronleichnamsfest und am Volkstrauertag. In der Weihnachtsfeier am Neujahrstag 1951 „… sangen neben dem Männerchor erstmalig ein gemischter und ein Frauenchor“. Bei der Fastnachtsveranstaltung des Gesangvereins fand „… das flotte Spiel der eigenen Tanzkapelle …“ großen Anklang. Es war wahrhaftig die Blütezeit des Gesangvereins, der einige Jahre um die 40 aktive Mitglieder hatte, die Zahl der Sängerinnen ist leider nicht ein einziges Mal im Protokollbuch festgehalten.

Beim Lesen des Protokollbuches fragt man sich heute, warum damals der Schriftführer Karl Uhlmann den Jahresbericht 1951 mit nachstehendem Satz abschloss: „Möge der Verein immer seinen Namen Eintracht in Ehren halten und für die Zukunft wachsen, blühen und gedeihen.“ Gab es Querelen im Chor? Es dürfte müßig sein, heute danach zu fragen.

Die Zahl der Aktiven blieb erstaunlich hoch. Auf das Jahr 1955 waren es 40 Männer, die mit ihrem Dirigenten Max Stemmle sich auf das Sängerfest vorbereiteten. Das „60-jährige Stiftungsfest mit Fahnenweihe“ wurde am 4. Und 5. Juni 1955 auf dem Turnplatz der Spielwegschule gefeiert. Im Nachhinein braucht man als Ergebnis dieser Tage nur das Protokollbuch heranzuziehen: „Damit hat der Verein seinen bisher größten Erfolg erzielt, und auch die Vereinskasse hat sich einigermaßen erholt.“

Einen tiefen Einschnitt im Eintracht-Chor verursachte der Dirigentenwechsel 1957. Max Stemmle legte „nach einem bedauerlichen Zwischenfall … sein Amt als Dirigent nieder“. Im Nachhinein kommt man nicht umhin, jenen 17. März 1957, an dem die Generalversammlung stattfand, als „Schwarzen Tag“ für den Gesangverein zu bezeichnen. Auch nach einer weiteren Aussprache, in der Bürgermeister Hermann Wiesler und der Gesamtvorstand Herrn Stemmle um Rücknahme der Kündigung baten, ließ sich der verdiente Chorleiter nicht umstimmen. So endete die „Ära Stemmle“ leider mit einem Mißklang, der noch einige Zeit nachhallte.

Chorleiterwechsel

Max Stemmle hatte bei seinem Ausscheiden dem Chor einen Dirigenten empfohlen: seinen Lehrerkollegen Karl Gassenmann von der Ziegelplatzschule in Untermünstertal. Jedoch nur einen Sommer lang schwang der neue Dirigent den Taktstock. Berufsschullehrer Karl Seyferle, im Markgräfler Sängerbund als erfahrener Chorleiter bekannt und geschätzt, wusste um die Misere im Obertäler Gesangverein. Als Leiter des Bugginger Männerchores hatte er dort den jungen Lehrer Willi Schlageter kennengelernt, der ihn einige Male bei verschiedenen Anlässen vertreten hatte. Ihn brachte Seyferle im Obertal ins Gespräch. W. Schlageter war nämlich seit Mai 1957 Lehrer an der Spielwegschule.

Der Vorsitzende Franz Brender bot dem jungen Lehrer die schon wieder vakante Chorleiterstelle an. Nach anfänglichem Zögern wagte sich Willi Schlageter an die schwere Aufgabe, den durch das Ausscheiden des Dirigenten Max Stemmle angeschlagenen Chor zu leiten. Was zunächst wohl von Seiten des neuen Chorleiters als „Aushilfe“ bei der Lösung des Dirigentenproblems gesehen wurde, dauerte bis zu seinem Ausscheiden Ende 2003 gut 46 Jahre.

Sängerkameradschaft

Durch die Querelen, hervorgerufen durch den Dirigentenwechsel, verlor der Chor einige Sänger. Auch das Vereinslokal wurde verlegt: die Sänger fühlen sich bis heute mit der „Sonne“ verbunden. Unter der Vereinsführung des Vorsitzenden Franz Brender bewährte sich jedoch die Sängerkameradschaft, und ein Stamm treuer Mitglieder blieb dem Chore treu. Wenn auch die Vereinskasse jahrelang sehr „schlank“ blieb, wurde im Männer- und Gemischten Chor gute Chorarbeit geleistet. Leider durfte Franz Brender das 75-jährige Vereinsjubiläum nicht mehr erleben. Unter seinem Nachfolger Otto Muckenhirn feierte der Eintrachtchor vom 30. Mai bis 1. Juni 1970 in einem Zelt sein Jubiläum. Zahlreiche Männerchöre gaben dem „Jubilar“ beim Freundschaftssingen die Ehre. Auch die Bevölkerung des Münstertales fühlte sich dem Chor verbunden, so dass der Gesangverein das Fest auch in finanzieller Hinsicht als Erfolg verbuchen konnte.

Zum 90-jährigen Stiftungsfest leistete sich der Chor mit finanzieller Hilfe der Gemeinde einen schmucken Anzug. Die Veranstaltungen dieses Jubiläums fanden in der Belchenhalle statt. Zehn befreundete Chöre feierten mit, und die Zeitung bezeichnete die Jubiläumsfeier als „eine klingende Werbung für den Chorgesang“. Was er immer sein wollte und auch bis heute blieb, bescheinigte die Presse dem Obertäler Gesangverein als Nachlese zu dem Fest: „eine lebendige Gemeinschaft in der Gemeinde“.

Seit vielen Jahren bestreitet der Obertäler Gesangverein Jahr für Jahr seine „Heimatabende“ und bereichert mit ihnen die Unterhaltung der Feriengäste im Münstertal. Besonders beliebt sind die Darstellungen handwerklicher Arbeitsgänge aus früheren Tagen wie Schindelmachen und Dachdecken, Buttern und Brotbacken oder das Mosten und Schnapsbrennen. Die Mitgestaltung des Festgottesdienstes am Fest der Heiligen Familie, dem Patrozinium der Spielwegkapelle, betrachtet der Männerchor als Ehrenpflicht, ebenso die Teilnahme an den Prozessionen am Trudpertsfest und an Fronleichnam. Musikalische Höhepunkte in den letzten Jahren waren ein Kirchenkonzert in unserer Pfarrkirche und Liederabende im Bürgersaal des Rathauses.

Getragen von einer vorbildlichen Kameradschaft, beseelt von dem festen Willen allen Gästen des hundertjährigen Vereinsjubiläums einen angenehmen Aufenthalt beim Jubelverein zu bieten, bereiten die Aktiven mit ihrem Vorstand das Fest vor. Und mit Mut und Zuversicht werden die Sänger über das Fest hinaus treu zusammenstehen und weiterhin ein aktives Vereinsleben pflegen. Möge noch viele Jahre der Wahlspruch auf der Vereinsfahne Ansporn und Verpflichtung sein:
In Freud´ und Leid zum Lied bereit.

Quelle: Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum
Die Gründer des Gesangvereins „Eintracht“ Obermünstertal
1. Edmund Brender
2. Trudpert Franz
3. Karl Fuchs
4. Michael Metz

Die Vorsitzenden während der Vereinsgeschichte

1. Edmund Brender Fabrikant 1895 – 1898
2. Stephan Riesterer Bürgermeister 1898 – 1899
3. Trudpert Franz Kaufmann 1899 – 1902
4. Edmund Brender Fabrikant 1902 – 1912
5. Emil Wiesler Schneidermeister 1912 – 1916
6. Xaver Sayer Sägewerkbesitzer 1921 – 1927
7. Josef Stiefvater Wegwart 1927 – 1928
8. Franz Steck Landwirt 1928 – 1932
9. Josef Stiefvater Wegwart 1932 – 1939
10. Franz Brender Fabrikant 1949 – 1968
11. Otto Muckenhirn Zimmermeister 1968 – 1984
12. Karl Riesterer Landwirt 1984 – 1996
13. Pius Pfefferle Kraftfahrer 1996 – 2010
14. Hans-Peter Wiesler Elektroniker 2010 – 2012
15. Vorstandsteam – bestehend aus:

Anton Bernauer

Ludwig Wiesler

Fank Steffe

 

Schreinermeister

Mechaniker

Haustechniker

seit 2012

Die Chorleiter von 1895 bis heute waren die Herren:

1. Metz 1885 – 1897
2. Himmelsbach 1897 – 1899
3. Häusler 1899 – 1901
4. Gödtler 1901 – 1909
5. Dietrich 1909 – 1913
6. Löffler 1913 – 1915
7. Haiß 1921 – 1927
8. Böller 1927 – 1931
9. Graf 1932 – 1938
10. Stemmle 1949 – 1957
11. Gassenmann 1957
12. Schlageter 1957 – 2003
13. Salm 2004 – 2011
14. Mazurek 2011 – 2012
15. Salm seit 2012